Waldenserort Palmbach, Stadt Karlsruhe

 

Die Nachkommen von Waldenserpfarrer Daniel Mondon und dem Palmbacher Bürgermeister Pierre Jourdan treffen sich nach 230 Jahren: Historische Verbindung zwischen Waldensernachfahren.

Mitte März 2025 fand in Palmbach das Waldenserforum statt, ein Ereignis, das nicht nur den Austausch zwischen Waldensergemeinden förderte, sondern auch eine ganz besondere historische Begegnung ermöglichte. Stefan Mondon, der heute stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Deutschen Waldenservereinigung e. V. ist, und Roland Jourdan, Vorsitzender des Waldenservereins Palmbach e. V., trafen sich an einem Ort, der für ihre Familien eine tiefe historische Bedeutung hat. Hier, wo vor 230 Jahren ihre Vorfahren, Pfarrer Daniel Mondon und Bürgermeister Pierre Jourdan, zusammenkamen, um die Herausforderungen ihrer Zeit zu bewältigen, erneuerten die beiden Nachfahren die Verbindung ihrer Familien.

Stefan Mondon und Roland Jourdan vor der Waldenserkirche PalmbachDie historische Kulisse

Palmbach, das kleine Waldenserdorf gehörte damals zu Württemberg. Die enge Zusammenarbeit zwischen dem Pfarrer, dem Bürgermeister und dem Schulmeister war unerlässlich, um den Bedürfnissen der Gemeinde gerecht zu werden. In einer Zeit, in der die wirtschaftlichen Verhältnisse angespannt waren und es an grundlegenden Einrichtungen mangelte, wurden die Amtsgeschäfte des Bürgermeisters oft in dessen Privathaus abgewickelt. Das erste Rathaus von Palmbach wurde erst 1844 bezogen, und der Unterricht fand in den bescheidenen Räumen des Lehrers oder in der Kirche statt. Die Bildungssituation war durch die Mehrsprachigkeit der Kinder geprägt, die von ihren Eltern im Waldenserdialekt erzogen wurden. Der Schulunterricht begann in Französisch, unterstützt durch den französisch sprechenden Pfarrer, bevor die Kinder auch die deutsche Sprache erlernten. Diese sprachlichen Hürden waren eine Herausforderung für die Waldensergemeinde, die sich bemühen musste, ihre kulturelle Identität zu bewahren und gleichzeitig mit ihren deutschen Nachbarn in Kontakt zu kommen.

Die Vorfahren: Daniel Mondon und Pierre Jourdan

Daniel Mondon, geboren am 18. Mai 1767 in Bobbio, Piemont, war von 1793 bis 1798 Pfarrer in Palmbach. Anschließend war er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1828 Pfarrer in Großvillars und Kleinvillars. Er war der letzte Pfarrer der Waldenser in Württemberg, der in französischer Sprache predigte und somit eine wichtige Rolle in der Erhaltung der waldensischen Kultur und Sprache spielte.

Mondon heiratete am 10. Juni 1794 Marie Elisabeth Doll, die Tochter des vorherigen Palmbacher Pfarrers. Ihre Nachkommen trugen zur Weiterführung der waldensischen Traditionen in der Region bei.

Roland Jourdan, Nachkomme von Pierre Jean Jourdan sen., der von 1774 bis 1801 als „sindic“ (Schultheiß) in Palmbach amtierte, repräsentiert die andere Seite dieser historischen Verbindung. Pierre Jourdan sen. war ein wichtiger Akteur in der Gemeinschaft und heiratete Marie Talmon aus dem Waldenserort Großvillars, mit der er sechs Kinder hatte. Sein Sohn Pierre Jourdan jun. setzte die Familientradition fort, indem er ebenfalls als Bürgermeister und zusätzlich als Schulmeister tätig war. Der Einfluss von Pfarrer Mondon und Pierre Jourdan sen. auf das Gemeinwesen ist bis heute spürbar.

Die Begegnung beim Waldenserforum

Die Begegnung von Stefan Mondon und Roland Jourdan beim Waldenserforum war nicht nur eine persönliche, sondern auch eine symbolische Wiederbegegnung zweier Familien, die durch ihre Geschichte eng miteinander verbunden sind. Beide Nachfahren, die heute aktive Rollen in der waldensischen Gemeinschaft einnehmen – Stefan Mondon als stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Waldenservereinigung und Roland Jourdan als Vorsitzender des Waldenservereins Palmbach – hatten die Gelegenheit, sich über ihre Familiengeschichte auszutauschen und die Bedeutung ihrer Vorfahren für die Waldensergemeinde zu reflektieren.

In Gesprächen über die Herausforderungen, mit denen ihre Vorfahren konfrontiert waren, und die Errungenschaften, die sie erreicht hatten, wurde deutlich, dass die Werte der Zusammenarbeit und des Gemeinsinns, die Daniel Mondon und Pierre Jourdan sen. verkörperten, auch heute noch von großer Bedeutung sind. Beide Nachfahren zeigten sich beeindruckt von der tiefen Verbundenheit der anwesenden Waldensernachkommen mit der Waldensergeschichte und dem Erbe ihrer Vorfahren. Die Begegnung von Stefan Mondon und Roland Jourdan beim Waldenserforum war ein eindrucksvolles Zeugnis der reichen Geschichte der Waldenser und der Bedeutung von Gemeinschaft und Zusammenarbeit. An einem Ort, der die Erinnerungen an die Flucht und Vertreibung der Waldenser sowie die Herausforderungen in der neuen Heimat lebendig hält, wurde die Verbindung zwischen den deutschen Waldenserorten gestärkt.